Ferngläser und Teleskope für Sterngucker

Ferngläser und Teleskope für Sterngucker

Wenn Dich der gestirnte Himmel über Dir neugierig macht und Du etwas mehr über das interessante Bild des Nachthimmels erfahren willst, so will Dir diese Anleitung einige Tipps geben wie man hier weiter kommt, ohne nutzlose Investitionen an Zeit und Geld.

Auch in der Astronomie fängt man klein an. Was heisst das? Nun zunächst heisst das, dass man den 1. Schritt in die Himmelsbeobachtung mit dem blossen Auge tun kann, genau wie es die großen Kulturen der Babylonier, Ägypter und Griechen getan haben, die ja die Hilfsmittel über die wir heute verfügen nicht hatten. Das Fernrohr wurde erst um 1610 von Galilei zum ersten mal zur Beobachtung des Himmels benutzt.

Um die am Nachthimmel sehr unregelmässig verteilten Sterne verschiedener Helligkeit besser zu identifizieren, haben vornehmlich die alten Griechen den nördlichen Sternenhimmel in 44 Sternbilder eingeteilt. (die südliche Himmelshälfte hat ebensoviele)Die Hauptsterne dieser Konstellationen wurden mit Eigennamen bedacht, alle Sterne eines Sternbildes sind mit dem griechischen Alphabet gekennzeichnet, in der Regel in aufsteigender Reihenfolge nach der Helligkeit.Bevor Du nun zu einem dieser Hilfsmittel greifst, solltest Du schon 12 dieser Sternbilder im Kopf haben und auch identifizieren können. Erst nachdem Du diese kleine Aufgabe erledigt hast, hoffentlich hat das Spass gemacht, wollen wir zum nächsten Schritt übergehen, und uns zunächst um die hellsten und damit deutlichsten Objekte kümmern.

An 1. Stelle ist hier der Mond zu nennen. Wenn man mit einem Fernglas z. B. die Oberfläche des Mondes betrachtet, so tut sich dem Beobachter eine neue Dimension auf. Man erkennt jetzt wesentlich mehr Details als mit bloßem Auge. So z.B. die großen dunklen Flächen, die sogenannten maria ( plural für das lat. Word mare). Weiter kann man natürlich die Vielfalt der Krater viel besser wahrnehmen.

Sowohl die maria als auch die Krater haben Eigennamen, dabei sind die Krater nach berühmten Männern, vornehmlich aus dem Bereich der Astronomie, benannt.

Der Terminator, die Grenzlinie zwischen Tag und Nacht auf dem Mond ist ein besonders interessantes Beobachtungsgebiet. Durch sein Schattenspiel hebt er die Höhenunterschiede der Mondoberfläche deutlich hervor.

Wenn man die Beobachtungen auf dem Mond häufig genug wiederholt wird die Geographie des Mondes genau so vertraut wie die der Erde.

Wenn Du mit einer praktischen Übung anfangen willst, so finde und lerne folgende Stellen auf der Mondoberfläche:

  • Mare Insularum mit Krater Copernicus und Kepler.
  • Mare Imbrium und Serenatis mit der Bergkette der Apeninnen mi Krater Archimedes.
  • Südliches Hochland mit dem Krater Tycho.
  • Mare Crisium mit Krater Proklus.
  • Im Mondgebiet um den Südpol ist die bekannte Wallebene Clavius, mit den kleinen Kratern im Innern. Ein beliebtes Objekt bei Photographen. Eine Beobachtung dieses Gebietes ist ab der 2. Woche nach Neumond möglich.

Als nächsten Schritt wenden wir uns den Planeten zu

  1. Der MerkurDieser Planet ist ziemlich schwierig am Himmel auszumachen.Während der Dämmerung kann man ihn zu bestimmten Zeiten mit dem bloßen Auge auffinden, wenn man die ungefähre Position kennt. Merkur sieht im Fernrohr wie ein Stern aus, also ein Lichtpunkt auf dem man keine Einzelheiten erkennen kann, ein grösseres Teleskop macht aus diesem Punkt ein Scheibchen. Das Erfolgserlebnis für den Beobachter liegt im erfolgreichen auffinden des Objekts.
  2. Die VenusBei diesem Planeten kann man bereits mit einem Fernglas die sichelförmige Gestalt erkennen, weshalb sie sichelförmig ist wird schnell klar, wenn man die Bahn der Venus mit der Erdbahn im Sonnensystem vergleicht, bei diesem Vergleich wird dann auch klar, wehalb die Venus einmal Morgen- und einmal Abendstern ist.Im Jahr 1610 beobachtete bereits Galilei zum ersten mal dieses Phänomen und deutete es als Beweis für das kopernikanische Weltbild, das zu diesem Zeitpunkt noch umstritten war und erst in den folgenden Jahrzehnten die europäische Geisteswelt erschütterte. Du kannst die Beobachtungen nachvollziehen und die Venus zu verschiedenen Zeitpunkten beobachten und die Überlegungen nachvollziehen.
  3. Der MarsEr ist im Fernrohr ein orangenes Scheibchen, bei Fernrohröffnungen ab ca. 8 cm und guten Sichtbedingungen, kann man vielleicht sogar eine Polkappe erkennen. Die Grösse des Mars ändert sich entsprechend seiner Stellung zur Erde und hat bei der Opposition seinen grössten Durchmesser.Da seine Bahn relativ stark exzentrisch ist, ändert sich auch sein Durchmesser von Opposition zu Opposition.Bei der sogenannten Perihel-Opposition erscheint der Planet am größten.
  4. Der JupiterHier haben wir ein besonders interessantes Objekt für das Fernglas, mit dem man ( am besten auf einem Stativ montiert), die 4 hellsten Monde (von insgesamt 16) Io, Europa, Ganymed und Kallisto.(auch nach ihrem Entdecker Galileische Monde genannt.) beobachten kann. Sie stehen fast in 1 Linie in der Verlängerung des Äquators, in Positionen mit Mustern die sich täglich ändern.Die beiden äusseren Planeten Kallisto und Ganymed, kann man am deutlichsten erkennen. Alle 4 Monde sind ganz grob gesehen so gross wie unser Erdmond (Erdmond = 3476 km, Io = 3632 km, Europa = 3126 km, Ganymed = 5276 km, Kallisto = 4820 km), das gibt uns eine anschauliche Vorstellung von der Entfernung des Jupiter.Jupiter ist im Fernrohr ein deutliches Scheibchen auf dem man deutliche Strukturen erkennen kann. Wenn man den richtigen Zeitpunkt auswählt kann man sogar den großen roten Fleck sehen, allerdings ist dies nur mit einem Teleskop ~ grösser 12 cm Öffnung möglich.
  5. Der Saturn.Der Ringplanet gibt sine Ringe erst ab einer Vergrösserung von ca. 20 für den Beobachter frei. Gegenwärtig sind 23 Saturnsatelliten bekannt, davon wurden10 von der Erde aus entdeckt, die übrigen von den Voyager-Missionen. Dies ist die grösste Zahl von bekannten Begleitern eines Planeten im Sonnensystem.Der grösste dieser Satelliten ist Titan, den man bereits mit dem Fernglas erkennen kann. Er ist nach dem Jupitermond Ganymed der grösste Mond des Sonnensystems. Er hat einen Durchmesser von über 5000 km und hat als einziger Mond eine eigene Atmosphäre die hauptsächlich aus Stickstoff besteht, ähnlich wie die Atmosphäre der Erde.Die visuelle Größenklasse des Mondes liegt bei 8 m, also 2 Grössenklassen ausserhalb der mit blossem Auge beobachtbaren Objekte. Er entfernt sich max. etwa so weit von Saturn wie Europa von Jupiter.
  6. Uranus , Neptun und PlutoZusammen mit den grossen Asteroiden, kann man diese Planeten nur mit dem Teleskop auffinden. Dabei ist Pluto mit Abstand das schwierigste Objekt, man kann ihn nur definieren, wenn man das Sternenfeld seiner Umgebung genau kennt, oder wenn man über eine längere Zeitspanne seine Bewegung verfolgt. Hier liegt das Erfolgserlebnis des Amateurs wiederum im Auffinden, und gesehen haben.
  7. Über das Sonnensystem hinausJe weiter man mit dem Fernglas in die Tiefe des Universums vorstösst,desto schwieriger wird naturgemäss die Beobachtung. Die grössten Probleme bringen die Instabilität des Fernglases und die Orientierung.Beide Probleme werden grösser mit zunehmender Vergrösserung. Gegen die Instabilität kann man mit Stativ und Liegestuhl ankämpfen. Gegen das Orientierungsproblem kann man mit dem Studium von Sternkarten etwas tun.Die beste Lösung zur Beseitigung dieser Probleme ist das Teleskop auf einer soliden Montierung. Wenn die Mittel beschränkt sind, mit Handnachführung, wenn es der Geldbeutel zulässt, mit motorischer bzw. automatischer Nachführung.

Die Auswahl eines Fernrohres

Grundsätzlich gilt, jede optische Hilfe bringt einen tieferen Einblick in die Welt der Doppelsterne, Sternhaufen oder auch Galaxien.

Die Leistung eines Fernglases wird durch die Zahlen z. B. 8 x 50 beschrieben, wobei die 8 für die Vergrößerung steht, und die 50 für die Öffnung in mm.

Der Nichtfachmann hält meist die Vergrößerung für das entscheidende Qualitätsmerkmal eines Gerätes. Es ist jedoch nicht so einfach. Eine grosse Vergrößerung ist sinnvoll bei der Beobachtung von Doppelsternen, Sternhaufen oder den Jupitermonden.

Nachteilig ist dagegen ein kleineres Blickfeld, und eine Verstärkung vorhandener Instabilität.Die Luftunruhe wir auch verstärkt. Aus diesem Grund sollte man bei der Beobachtung mit dem Fernglas nie über eine V. von 10 gehen, wenn man aus der Hand beobachtet.

Die Öffnung eines astr. Beobachtungsinstrumentes gleich welcher Art, bestimmt das Lichtsammelvermögen und somit die Helligkeit eines Objektes (bei lichtschwachen Objekten ist dies besondes wichtig). Hier sollte man beim Kauf keine Kompromisse eingehen. Öffnung bringt Licht und damit ein helleres Objekt. (Bei der Mondbeobachtung ist das kein Thema, hier sollte man im Gegenteil eine Blende vor die Öffnung bringen um die Lichtfülle zu reduzieren).

Die Pupille des menschlichen Auges hat einen Durchmesser von 6….ca. 8 mm. Ein Fernglas von 50 mm Öffnung bringt die ( 50 / 6 ) * 2 = 69 fache Lichtstärke,im Vergleich zur Beobachtung mit blossem Auge.

Das sind ca. 4,5 Grössenklassen Unterschied. Wenn man mit dem blossen Auge noch Objekte der Grössenklasse 6 wahrnimmt, so kann man mit dem 50 mm Glas noch Helligkeiten der Grösse 10,5 erkennen.

Ein 50 mm Glas hat die 4 fache Lichtstärke einer 25 mm Version.Dieser optische Vorteil der grösseren Öffnung, hat allerdings ein höheres Gewicht und einen höheren Preis zur Folge.

Wer mit dem Fernglas den Himmel beobachten will, dem bietet der Wintersternhimmel besonders schöne Objekte wie : Die beiden offenen Sternhaufen, Plejaden und Hyaden im Stier, der Orionnebel (M42), und der offene Sternhaufen Krippe (lat. Praesepe) im Krebs. Weitere interessante Sternhaufen sind M35 in den Zwillingen, M41 im grossen Hund. Rund 4° von Sirius findet man leicht den offenen Haufen M41, den man leicht mit dem Fernglas ausmachen kann. Rund 10° nördlich von Sirius auf der Linie Sirius – Prokyon ist M50 mit seiner Helligkeit von 6,3 m gut in einem Fernglas zu erkennenFrüher oder später stellt sich der Amateur die Frage nach dem Kauf eines grösseren

Instrumentes.Dabei gibt es folgendes zu berücksichtigen:

    1. Wo aufstellen ?
    2. Was beobachten ?
    3. Wie transportieren ?
    4. Wieviel investieren ?

Zunächst gilt im Prinzip das was über das Fernglas gesagt wurde auch für Teleskope, also auch hier Öffnung! Nun gibt es beim Teleskop im Gegensatz zum Fernglas einige Konstruktions-Varianten die sich in der Art des Strahlengangs und durch die optische Ausstattung wie Linsen oder Spiegel und deren Anzahl und Anordnung unterscheiden.

Das ist ein sehr umfangreiches Thema, daher wird hier auf die einschlägige Literatur verwiesen, alle Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, welchen Kompromiss man wählt, ist letztlich eine subjektive Entscheidung, die sich an den individuellen Erfordernissen und Ansprüchen orientiert.

Ein wichtige weiterer Punkt, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Durch die wesentlich grössere Reichweiete eines Teleskops erweitert sich das beobachtbare Universum erheblich. Dies stellt wesentlich höhere Ansprüche an das Wissen des Beobachters zu astronomischen Themen. Mit dem Umgang mit Sternkarten bzw. Atlanten und Sternkalender, sowie der Positionskoordinaten, sollte man jetzt vertraut sein, um das Instrument auszunutzen.

Zu den Montierungen noch ein Hinweis, auch das beste Teleskop ist nutzlos, wenn die Montierung nichts taugt, das heisst wenn sie nicht stabil genug ist. Auch hier gilt: keine Kompromisse.

Allgemein kann man zusammenfassen : Mond , Planeten und enge Doppelsterne machen eine hohe Vergrösserung und scharfe Auflösung erforderlich. Hier ist ein Refraktor oder ein Reflektor mit mind. F /10 erforderlich.

Sehr schwache, sogenannte deep sky Objekte, wie Galaxien und gal. Nebel benötigen die feine Auflösung nicht, dafür benötigt man eine hohe Lichtstärke, also eine grosse Öffnung. Ein grosser Reflektor ist hier die beste Lösung.

Wenn man sich nicht spezialisieren, oder keine 2 Teleskope will, dann ist der sogenannte Schmidt-Cassegrain mit 8″ und F / 8 oder F / 6 vielleich das beste Universalinstrument.

Beachten sollte man auch, dass man mit dem Instrument nicht nur beobachtet, man muss es auch lagern, transportieren, montieren, demontieren.

Also Vorsicht , sonst kauft man sich vielleicht einen weißen Elefanten, der nur sehr selten benutzt wird, und dann in einer Ecke landet.

Ein weiterer Hinweis: Ein 10 cm Teleskop zeigt mehr als eine 30 cm Version, wenn es häufiger benutzt und sinnvoll eingesetzt wird.

Wie gut Deine astronomischen Kenntnisse gedeihen , hängt davon ab wie oft Du beobachtest.Wenn dann auch noch die richtigen Objekte ausgewählt werden, denke daran, jedes Fernrohr hat seinen Himmel, dann kannst Du nachvollziehen warum es so viele begeisterte Sterngucker gibt!

Willy Mahl , 12/99


Letzte Änderung am 2009-Mar-15

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