Wieviele Sterne gibt es in einer Galaxie?

Sie haben bestimmt schon gehört oder gelesen, dass es in einer Galaxie ca. 100 Milliarden Sterne geben soll.

Wie kommt man zu dieser Zahl? Hat sie jemand gezählt, wie etwa unsere Staatsverschuldung, die ca. 10x höher ist oder war, je nach dem Zeitraum den man zugrunde legt?

Nun, man hat sie mit Sicherheit nicht gezählt. Es gibt elegantere Wege diese Zahl annähernd zu bestimmen. Am folgenden Beispiel, soll der Hergang einer Rechnung gezeigt werden, ohne auf die dafür erforderlichen physikalischen Zusammenhänge näher einzugehen.

Den angegebenen Ergebnissen liegen Messwerte aus der Literatur zugrunde. Als Beispiel nehmen wir unsere Nachbargalaxie, die Andromedagalaxie, auch Andromedanebel genannt und bei Astronomen auch als M31 bekannt. M31 ist die uns am nächsten gelegene Nachbargalaxie und ist daher am besten zu beobachten. Man kann sie übrigens von der Erde aus mit bloßem Auge sehen, wenn man ihre Position kennt. Sie ist unserer Galaxie, der Milchstraße, ähnlich und verkörpert in ihrer Größe und Struktur ungefähr das, was man eine Standardgalaxie nennen könnte.

Die visuelle Helligkeit von M31 ist mvis = 3,47 mag. Aus der Beobachtung von veränderlichen Sternen in M31 (delta-Cephei Sterne) erhält man über einen Algorithmus, den man den Entfernungsmodul nennt, die Entfernung der Galaxie von unserer Erde. Als Ergebnis erhält man eine Entfernung von 690 kiloparsec. bzw. 2.250.527 Lichtjahre, oder 2,13*1019 km. Im nächsten Schritt gehen wir zu dem Stern in unserer nächsten Umgebung, der Sonne. Von ihr wissen wir auch sehr genau wie hell sie von der Erde aus gesehen ist und daraus resultierend, wie hell sie uns aus größeren Entfernungen erscheinen würde.

Aus dem Vergleich der Leuchtkräfte von M31 und unserer Sonne in einer Standardentfernung ergibt sich dann, dass M31 so hell ist wie 3,76*1010 Sterne von der Leuchtkraft unserer Sonne. Dies entspricht ca. 40 Milliarden Sternen.

In diesem Rechenbeispiel ist die sogenannte interstellare Absorption des Lichts nicht enthalten, da sie nicht bekannt ist. Da alle Messungen ausschließlich auf der Information des Lichts beruhen, spielt der Absorptionskoeffizient in der Rechnung eine große Rolle. Der oben ermittelte Wert kann also nicht genau sein, immerhin ist er aber genauer als ein Schätzwert. Wenn man dies in Betracht zieht und weiter davon ausgeht, dass unsere Sonne nicht genau dem Durchschnitt der Sternpopulation einer Galaxie entspricht, ist der oben genannte Wert von 100 Milliarden durchaus realistich.

Willy Mahl 16.10.2000


Letzte Änderung am 2009-Mar-15

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