Ein Besuch im Planetarium.
Ein Planetarium gibt dem Besucher eine Modelldarstellung des Sternenhimmels mit all seinen vielfältigen Erscheinungsformen, in nahezu beliebigen Zeitabläufen. Ein optisches Gerät projiziert einen künstlichen, aber naturgetreuen Sternenhimmel auf die Innenseite einer Kuppel.
Der Lauf der Sonne, des Mondes und aller Planeten, sowie Kometen, aber auch besondere Ereignisse wie Finsternisse, Sternbedeckungen durch den Mond, Planeten oder Planetoiden, ferner Meteore, Polarlichter und vieles mehr sind darstellbar. Man nimmt heute an, dass der Wunsch nach einem Planetarium schon in prähistorischer Zeit geweckt wurde, als die Menschen begannen, zum Himmel aufzublicken, und zu verstehen versuchten was sie dort sahen.
Die ältesten Globen, die wir kennen, sind keine Erd-, sondern Himmelsgloben. Das erste Gerät, das man dem Sinn nach Planetarium nennen könnte, wurde nach der Überlieferung von Archimedes ca. 250 v. Chr. geschaffen! Cicero schreibt, dass es die Bewegung der Sonne, des Mondes, und der Planeten habe zeigen können. Es bestand aus einer äußeren Kugel, die den Sternenhimmel darstellte, sowie einem geozentrischen Modell des Sonnensystems.
Die Himmelsgloben und andere mechanische Modelle des Sonnensystems wurden dann im Laufe der Zeit immer weiter verbessert. Ihre Bedeutung wurde immer größer, da die Art und Weise wie die Bewegungen am Himmel über große Zeiträume zustande kamen, sehr umstritten war. Erst Kopernikus hat um 1540 die Erde aus dem Zentrum des Sonnensystems herausgenommen und so das heliozentrische System geschaffen.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts regte Oskar von Miller, der Gründer des deutschen Museums in München, eine Reihe von Entwicklungen an, die schließlich von den Carl Zeiss Werken in Jena aufgegriffen wurden. Es entstand daraus das erste moderne Planetarium der Welt, von Zeiss hergestellt. Im August 1923 produzierte „das Wunder aus Jena“ wie es damals genannt wurde, seinen künstlichen Sternenhimmel zum 1. mal auf die Innenseite einer Kuppel, die auf dem Dach eines Zeiss Gebäudes montiert war. Danach wurde wurde es im deutschen Museum in München aufgestellt. Am 21. Oktober 1923 wurde es der Öffentlichkeit übergeben, und war bis 1960 im Betrieb.
Stuttgart gehörte zu den ersten Städten der Welt, die ein Zeiss Planetarium gebaut haben. Im Mai 1928 öffnete das 1. Stuttgarter Planetarium seine Pforten. In den Kriegswirren des Jahres 1943 wurde es zerstört. Durch eine Schenkung der Carl Zeiss Stiftung, sowie zahlreicher Spenden Stuttgarter Bürger und Firmen, wurde der Bau eines neuen Planetariums möglich. In den Jahren 1975 – 1977 wurde das Carl-Zeiss-Planetarium-Stuttgart gebaut und am 22. April 1977 eröffnet.
Das zu diesem Zeitpunkt modernste Gerät ist computergesteuert, es hat eine Höhe von ca. 5 m und wiegt 2,5t. Es ist um 3 Achsen drehbar und auf einer hydraulischen Hebebühne versenkbar montiert. Der Basisdurchmesser der Kuppel beträgt 20 m. Das Planetarium hat 277 bequeme Sitzplätze. Der Besucher kann durch Raum und Zeit reisen. Der Zeitpunkt kann beliebig datiert werden, die max. Zeitraffung beträgt 432 Erdenjahre pro Sekunde. Die Zahl der darstellbaren Fixsterne liegt bei ca. 9 000. Mit bloßem Auge kann man bei optimalen Bedingungen höchstens 3 000 Sterne am Himmel wahrnehmen. Es können zum Beispiel die Gestirnspositionen zu jeder beliebigen Geburtsstunde dargestellt werden, so auch der „Stern von Betlehem“. Auch kann man z.B. Sterne und Sternbilder anderer Erdteile darstellen, die wir in unseren Breiten niemals zu sehen bekommen. Das Kreuz des Südens zum Beispiel, oder die Mitternachtssonne über der Antarktis usw. Ein Planetarium stellt ein Bildungszentrum für das Gesamtgebiet der Astronomie dar. Heute trainieren Astronauten, Piloten und Seeleute astronomische Navigation im Planetarium. Auch die Universität in Stuttgart benutzt das Planetarium zur Ausbildung von Raumfahrtingenieuren.
Wenn Sie die Gelegenheit haben, einem Planetarium einen Besuch abzustatten, tun Sie es, es ist bestimmt nicht zu Ihrem Nachteil.
Willy Mahl 12/2000
Letzte Änderung am 2009-Mar-15
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