Die Sternbilder und die Zeit

Die Sternbilder und die Zeit

Die Idee, die unregelmäßig am Himmel verteilten Sternkonstellationen in Bildern zusammenzufassen stammt aus prähistorischer Zeit und diente dem Menschen der Frühzeit zur besseren Identifizierung von Sternen und Sternfeldern. In Zeiten, als es noch keinen Kalender gab, war der Stand der Sterne ein wichtiger Anhaltspunkt für den Ackerbau, um z.B. mit der Aussaat zu beginnen, usw. Wenn man den Nachthimmel über eine gewisse Zeit beobachtet stellt man folgendes fest:

1. Alle natürlichen Objekte wie Sonne, Planeten, Mond und Sterne und damit auch Sternbilder gehen im Osten auf. Im Süden erreichen sie ihren höchsten Stand und im Westen gehen sie unter. Dies gilt nicht für künstliche Satelliten und Raumstationen etc.

2. Das ist dem Umstand zu verdanken, dass sich die Erde dreht, und zwar, wenn man auf den Nordpol der Erde schaut, gegen den Uhrzeigersinn. Die Dauer einer Umdrehung beträgt 23h56m.

3. Dies ist jedoch nicht die einzige Bewegung der Erde. Sie bewegt sich gleichzeitig in einem mittleren Abstand von ca. 150 Millionen Kilometer in einer elliptischen (nahezu kreisförmigen) Bahn um die Sonne. Dazu braucht sie 365,25 Tage. Pro Tag schreitet sie daher um etwas weniger als 1° auf ihrer Bahn fort. Bis die Sonne, von der Erde aus betrachtet, wieder die gleiche Stellung erreicht, braucht sie 4m länger als 1 Umdrehung, also 24 Stunden.

4. Diese beiden Bewegungen der Erde führen für den erdgebundenen Beobachter zu folgenden Beobachtungen:

  • Die Himmelsobjekte wandern parallel zum Himmelsäquator von Ost nach West. In 1h bewegen sie sich um ca. 15° am Nachthimmel.
  • Nach 24 Stunden sind sie gegenüber dem Vorabend um ca. 1° nach Westen weitergewandert und gehen damit jeden Tag etwas früher unter. Das führt dazu, dass die Sternbilder mit der Zeit ganz vom Abendhimmel verschwinden, und neue auftauchen. Dies ist die Folge der jährlichen Bewegung der Erde um die Sonne.
  • Auf ihrer jährlichen Bahn zeigt die Nachtseite der Erde, also die von der Sonne abgewandte Seite, in eine andere Richtung unserer Galaxie, der Milchstraße und damit zu anderen Sternbildern.

Aufgrund dieses Bewegungsablaufes kann man ungefähr den aktuellen Monat aus dem Stand der Sternbilder ableiten:

Um Mitternacht im Süden stehendes Sternbild im jeweiligen Monat

So können beliebig weitere prägnante Objekte und ihre Stellung am Himmel zur Datumsbestimmung herangezogen werden. Im Altertum wurden zum Beispiel als Zeitmarkierung auch der hellste Stern des Himmels, Sirius, und der offene Sternhaufen der Plejaden, benutzt. Soviel zu den Jahreszeiten.

Die Tageszeiten sind durch die beschriebenen Bewegungen der Erde auch ableitbar.

Man betrachtet z.B. die beiden hinteren Kastensterne des großen Wagens als Zeiger. Nimmt man den Nordstern als Drehachse des Zeigers, so kann man die Zeit ausrechnen, wenn man weiß, zu welchem Zeitpunkt der Zeiger auf 12 Uhr stand auf dem Längengrad des Beobachters. (Siehe Der Sternenhimmel als Orientierungshilfe und Uhr)

Die Sternbilder selbst verändern ihre Geometrie infolge der verschiedenen Geschwindigkeiten der Sterne in der Galaxie auch, jedoch ist diese Bewegung infolge der riesigen Entfernungen der Sterne von der Erde im Zeitraum eines Menschenlebens für einen Beobachter mit bloßem Auge nicht feststellbar.

Willy Mahl 11/2004


Letzte Änderung am 2009-Mar-15

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