Sonnenbeobachtung mit dem Fernglas
Eine wichtige Bemerkung gleich vorab: 
Der Blick in die Sonne mit ungeschützten Augen setzt das Augenlicht des  Beobachters aufs Spiel! 
Beobachtungen, gleich welcher Art, ob mit blossem Auge, Fernglas oder Teleskop setzen  immer Maßnahmen voraus, um das starke Sonnenlicht zu dämpfen. Machen Sie dabei absolut  keine Experimente und verfahren Sie nur gemäß den Empfehlungen von Fachleuten. Die  falschen Filter oder Geräte (wie etwa die Sonnenbrille, geschwärztes Filmmaterial oder  berußte Glasscheibe) sind dabei genau so gefährlich und können zur Blindheit führen. 
Und noch eines, sorgen Sie dafür, dass spielende Kinder oder unerfahrene Erwachsene Ihr  Fernglas nicht ohne Filter auf die Sonne richten, nachdem Sie vorher mit den notwendigen  Schutzmaßnahmen beobachtet haben. 
Als Filter für das Fernglas schlagen wir die Sonnenfilterfolie der 
- Fa. Baader Planetarium GmbH Zur Sternwarte 82291 Mammendorf Tel.: 0 81 45 / 88 02, Fax: 0 81 45 / 88 05 
vor. Dies ist ein ausgereiftes und bewährtes Produkt. Die Art von Folienfilter, die Sie hier  bekommen, ist eine sichere Sache für Ihre Augen, vorausgesetzt die Sonnenfolie wird richtig  befestigt.  
Fassungen für diese Folien können Sie auf einfache Weise mit einer starken Pappe  zusammenkleben, indem man die Pappe um die Objektivfassung legt und zusammenklebt.  Auf der Stirnseite kann man dann die Folie aufkleben. Genaue Anweisungen erhalten Sie mit  dem Bezug der Folie bei Fa Baader. 


Der im Bild dargestellte Fernglasfilter wurde aus einer Flasche aus Kunststoff mit dem  inneren Durchmesser der Objektivfassung hergestellt, indem der Boden und der Hals  abgesägt wurden, und von der verbleibenden Reströhre 2 Ringe von ca 15 mm Länge  angefertigt wurden. Die auf die Stirnseite aufgeklebte Folie lässt sich so durch die Flexibilität  des Kunststoffes leicht aufsetzen.
Was kann man auf der Sonne sehen?
Um diese Frage befriedigend zu beantworten, zunächst einige allgemeine Informationen zum  physikalischen Aufbau und der Stellung der Sonne im Universum. Parallel können Sie ja  schon mal  die Live-Sonnenbilder vom SOHO-Projekt ansehen. 
- Die Sonne ist ein gewöhnlicher Stern mittleren Alters. Sie befindet sich etwa in der Mitte  ihres stabilen Lebens und ist ca. 4,6 Milliarden Jahre alt.
- Es gibt viele ältere und jüngere Sterne, auch größere und kleinere. Das Spektrum der  Sternmassen erstreckt sich von 0,1 bis mehrere 100 Sonnenmassen.
- Rigel im Sternbild Orion z.B. steht in einer Entfernung von 800 Lichtjahren und  gehört zu den hellsten Sternen am nördlichen Sternenhimmel. Der Grund ist, dass er   einen 84 mal grösseren Radius hat als unsere Sonne.
- Beteugeuze im Orion kommt in seinen Dimensionen sogar auf das 430-fache des  Sonnenradius.
- Deneb im Schwan, ein anderer Orientierungspunkt am Himmel, kommt auf den  130-fachen Radius der Sonne.
- Schließlich ist Sirius der hellste Stern am Himmel, da er zum einen nur  8,6 Lichtjahre von uns entfernt ist und zum anderen doppelt so gross ist wie die  Sonne.
- Unter den Sternen ist unsere Sonne also nichts besonderes. Einer unter vielen, keine  herausragenden Eigenschaften wie auch immer. Die besondere Bedeutung der Sonne für das Leben auf der Erde resultiert aus der  Entfernung der Erde zur Sonne. Als Licht- und Energiequelle ist sie Voraussetzung allen  Lebens.
- Die Sonne ist Mitglied eines riesigen Sternensystems, das man die Milchstrasse nennt.  Eine Galaxie die aus Milliarden von Sternen besteht und eine Ausdehnung von ca.  100 000 Lichtjahren hat.
- Der nächstliegende Stern zur Sonne hat den Namen Proxima Centauri, seine Entfernung  liegt bei 4,2 Lichtjahren. Die Entfernung der Sonne vom galaktischen Zentrum ist knapp  30 000 LJ. Sie umkreist das galaktische Zentrum mit einer Geschwindigkeit von ca.  250 km/s. Die Dauer eines Umlaufs ist 250 Mio. Jahre.
- Die Sonne ist der einzige Stern dessen Oberfläche wir beobachten können. Alle anderen  Sterne sind soweit entfernt, dass man selbst mit den größten Teleskopen nur Lichtpunkte  wahrnehmen kann.
- Wie alle anderen Sterne ist die Sonne eine selbstleuchtende Kugel aus heissem Gas, die  ihre Energie aus ihrem zentralen Kern von ca. 0,25 RSonne bezieht. Der Prozess, der die Energieerzeugung steuert, ist eine Kernfusion bei der gemäss der  Formel E=mc2 Masse in Energie verwandelt wird. Das bedeutet z.B., 1 gr. Materie wird in  die Energie von einer 20 Kilotonnen TNT-Detonation oder 1 Hiroshimabombe  umgewandelt. Bei der Kernfusion werden ein Wasserstoff-Atomkern und ein Deuteriumkern zu einem  Heliumkern verschmolzen. Die dabei freiwerdende Energie wird als Strahlung frei.
- Die Umwandlung von 1 g Wasserstoff in Helium ergibt 180 000 kwh Strahlungsenergie.  Der Energievorrat einer ursprünglich aus Wassersoff bestehenden Ursonne reicht für 100  Milliarden Jahre.
- Die Energieproduktion der Sonne kommt also aus der Materie. Die Masse der Sonne  kennen wir aus dem Gesetz der Schwerkraft. Nachdem die sogenannte  Gravitationskontante entschlüsselt war, konnte man ihre Masse ermitteln. Die Masse ist  in Tonnen ausgedrückt eine 28-stellige Zahl.
- Im Erdabstand wird pro m2  eine Leistung von 1 360 Watt eingestrahlt. Auf der  Erdoberfläche kommt jedoch durch den Tag- und Nacht-Zyklus und die Wolken wesentlich  weniger an. In Mitteleuropa kommen wir im Durchschnitt auf 100 W/m2, in Heizöl  ausgedrückt sind das ca. 100 Liter/Jahr.
- Die Sonnenentfernung ist seit 1672 bekannt. Sie wurde ermittelt durch  Parallaxenmessungen des Mars in Oppositionsstellung. Dabei wurde das 3. Keplergesetz  angewendet. Die mittlere Entfernung beträgt 149 598 000 km. Diese Entfernung ist die Basis der  astronomischen Entfernungsmessung ,man nennt sie daher 1 Astronomische Einheit (  1 AE ). Das Licht benötigt ca  8 Minuten, um diese Strecke zurückzulegen.
- Der scheinbare Durchmesser der Sonne am Himmel ist ca. 30 Bogenminuten. Daraus  ergibt sich mittels einfacher Geometrie bei bekannter Sonnenentfernung ein  Sonnendurchmesser von ca. 1,4 Mio km oder 110 Erddurchmessern. Die Mondbahn um die Erde entspricht damit etwas mehr als der Hälfte des Sonnenradius.
- Das Volumen der Sonne entspricht somit mehr als 1 Mio Erdkugeln, sie verkörpert somit  99,8 % der Masse des gesamten Sonnensystems.
- Das Spektrum des Sonnenlichts verrät uns mehr über die Sonne. Man kann darin  tausende von schwarzen Linien erkennen. Jede Atomart besitzt ihre eigenen  charakteristischen Liniensysteme. Die Linien im Spektrum sind daher regelrechte  Fingerabdrücke der Sonne. Sie erlauben uns, die auf der Sonne befindlichen Atome zu  identifizieren und damit die Materie der Sonne aus 150 Mio km Entfernung zu ermitteln.  Analysen des Sonnenspektrums zeigen, dass 1 kg Sonnenmaterie 700 g H , 280 g He , 20 g  aller übrigen schweren Elemente enthält, die auf der Erde auch bekannt sind. Vor allem C,  O , Hg (Arsen ,Wismut , und Antimon konnten bisher nicht nachgewiesen werden).
- Wie bereits gesagt ist die Sonne ein gewaltiger Fusionsreaktor, in dem Wasserstoff zu  Helium verschmolzen wird. Das ist nur durch extrem hohe Temperaturen und extremen  Druck möglich. Die Temp.-Struktur der Sonne :   Zentrum: 15 Mio °C, Oberfläche : 5 800 °C , Umbra : 4 200 K; Penumbra: 5 680 K,  Chromosphäre: 4 300 K – 50 000 K, Korona: 800 000 K – 3 Mio K. Im inneren Kern der Sonne herrschen 109 bar Gravitationsdruck.
- Die Sonne rotiert um Ihre Achse, wobei die Rotationsperiode vom Breitengrad abhängig  ist, da die Sonne kein starrer Körper ist. Am Äquator braucht es für 1 Umdrehung 26,8  Tage.
- Die Sonne strahlt aufgrund ihres geringen Abstandes zur Erde ca. 11 Milliarden mal  heller als Sirius, der hellste Stern am Himmel. Deshalb überstrahlt sie am Tage bei weitem  alle anderen Sterne. 
- In 1 000 Jahren gibt es im Mittel 659 totale Sonnenfinsternisse . Die engen Zonen, in  denen sie stattfinden, sind auf dem gesamten Globus verstreut.
Der Aufbau der Sonne.
- Die Sonne ist eine brodelnde Masse aus heissem ionisiertem Gas (Plasma), das von  Magnetfeldern durchdrungen ist.
-  Die sichtbare Oberfläche der Sonne nennt man die Photosphäre. Sie ist eine ca. 400 km  dicke Gasschicht, aus der praktisch das gesamte Licht der Sonne ausgestrahlt wird. Die  Temperatur liegt bei ca. 5 800 °C.
- Die sog. Chromosphäre ist ca 8 000 km dick und liegt über der Photosphäre, hier  herrschen starke Turbulenzen. Ohne Begrenzung nach oben wogt sie wie ein Gasbrand auf  und ab. Aus diesem wogenden Meer steigen kleine Spiesse, auch Spikulen genannt, auf.  Besonders eindrucksvolle Phänomene der C. bilden die Sonneneruptionen , auch Flares  genannt.
- Flares kommen relativ selten auf der Sonne vor. Ein Flare entsteht bei einer plötzlichen Freisetzung einer grösseren Energiemenge in  einem begrenzten Aktivitätsgebiet. Es wird über den gesamten Bereich der  elektromagnetischen Strahlung (also von der Gammastrahlung bis zur langwelligen  Radiowelle) kurzzeitig verstärkte Strahlung emittiert. Ihr Einfluss auf die Erde ist deutlich stärker als die übrigen Sonnenaktivitäten. Optisch  heben sich die Flares von der Photosphäre, also der Oberfläche der Sonne, durch eine helle  Fläche ab. Die Temperaturen in Flare Zonen betragen um die 10 000 K. Flares gehören zu den  energiereichsten und seltensten Sonnenaktivitäten, sie entstehen in der Chromosphäre  und dauern von einigen Minuten bis zu 2-3 Stunden.
- Sonnenflecken sind eine optische Erscheinung von starken Magnetfeldern.  Den dunklen Kern der Sonnenflecken nennt man Umbra. Er ist umgeben von einem  weniger dunklen Hof der sog. Penumbra. Bei typischen Fleckengruppen sind die  magnetischen S und N – Pole bipolar angeordnet. Die Anzahl der Sonnenflecken ändert  sich periodisch , der Sonnenfleckenzyklus beträgt ca. 11 Jahre . Die Sonnenflecken kennt  man schon seit 1610, als Galilei sein Fernrohr zum Himmel richtete. Die Flecken waren es,  die uns die Rotation der Sonne um ihre Achse verraten haben. Ab 1849 liegen die  sogenannten Relativzahlen (Beurteilung der Fleckenaktivität ) lückenlos vor.
- Granulation ist die Folge des Aufsteigens heißer Gasblasen. Die Granulation ist die  Struktur der Photosphäre. Ihre Entstehung ist auf die turbulente Bewegung der Gase, die  durch den konvektiven Wärmetransport aus dem Inneren der Sonne entsteht,  zurückzuführen. Die Granulen sind ca. 1 000 km im Durchmesser, entsprechend 1-2  Bogensekunden (1 Bogensekunde entspricht 720 km auf der Sonne), man kann sie auch als  Kopf einer aufsteigenden Gassäule betrachten. In den dunklen Gebieten zwischen den  Zellen erfolgt eine Abwärtsbewegung. Die mittlere Lebensdauer einer Granule liegt bei  3-5 Minuten. Nach wenigen Minuten bietet sich ein völlig anderes Bild.
- Protuberanzen sind am Rand der Sonne zu beobachten. Es sind Materiebewegungen,  die in einem Magnetfeld am Rand der Sonne fliessen. Typische Abmessungen sind: Länge: 100 000 km -.500 000 km Höhe : 40 000 km Dicke : 5 000 km – 8 000 km Die Geschwindigkeit der Materie an der Austritts- Stelle liegt bei v = 500 km/s – 700 km/s. Protuberanzen können sehr stabil sein, sie können mehrere Monate lang, bis zu einem  Jahr, dieselbe struktur aufweisen.
- Filamente sind dasselbe Phänomen wie Protuberanzen. Sie befinden sich jedoch nicht  am Rand sondern innerhalb der Sonnenscheibe, sie erscheinen daher als dunkle Streifen.  Man kann Filamente eine halbe Sonnenrotation lang bzw. 13 Tage, beobachten.
- Spikulen. Die Chromosphäre ist eine der Photosphäre überlagerte Schicht geringerer  Dichte von einigen 1 000 km Dicke. Sie ist nicht homogen und besitzt eine Strukturierung  in Form von vielen flammenähnlichen Spitzen, den sogenannten Spikulen. Sie sind am  Sonnenrand beobachtbar als stacheliges Gebilde. Es sind annähernd vertikale Zylinder von  chromosphärischem Gas die einem Magnetfeld folgen. Sie sind ca. 1 000 km dick und  erreichen eine Höhe von ca. 10 000 km. Die Temperaturen liegen bei 10 000° C – 20 000° C,  sie schiessen mit einer Geschwindigkeit von 20 km/s – 30 km/s aus der Chromosphäre  hervor. Ihre Lebensdauer beträgt  5-10 Minuten. Die Theorie besagt, dass lokale  Magnetfelder für die Spikulen verantwortlich sind.
- Die Korona: Über der Chromosphäre liegt die sogenannte Korona die bis zu einigen  Sonnenradien Abstand reicht. Über die Korona hinaus erstreckt sich nur noch das solare  Magnetfeld und der Sonnenwind (ein Strom atomarer Teilchen hauptsächlich Elektronen  und Protonen). Chromosphäre und Korona können von der Erde aus nur mit  Spezialinstrumenten beobachtet werden, oder bei einer totalen Sonnenfinsternis.
Zusammenfassung.
Wenn Sie die Fülle der beobachtbaren Details auf der Sonne und ihre oben geschilderten  physikalischen Zusammenhänge neugierig gemacht haben,und Sie keine Zeit oder Lust haben  Ihr Ferglas zu präparieren so können Sie auch eine Sternwarte in Anspruch nehmen. 
Unsere Sternwarte bietet jeden 1. Sonntag im Monat bei  geeigneten Wetterbedingungen, ab  14 Uhr, eine Gelegenheit die Sonne zu beobachten.   
Willy Mahl 06/2000 
Letzte Änderung am 03.07.2000 durch astroman